Uli Enderle, Jugendpfarrer

Ein Geburtstagsbrief

Lieber CVJM

In diesem Jahr wirst Du 150 Jahre alt und es ist mir eine große Freude dir gratulieren zu dürfen. Immerhin - uns beide verbindet eine über 21-jährige Beziehung, das ist etwa siebtel Deiner Zeit.

Seit gut 4 ½ Jahren darf ich Dich als Jugendpfarrer hier in Esslingen begleiten.

150 Jahre sind eine lange Zeit und keiner kann Dir vorwerfen, dass Du eine Eintagsfliege wärst. Ich habe davon gehört: Es soll auch immer wieder Leute gegeben haben, die Dir den Untergang vorausgesagt hätten.

Doch Du bist geblieben und das ist gut so.

Wohl hat es auch damit zu tun, dass in Deinem Haus die Ewigkeit wohnt. Man könnte auch sagen „Gottes Reich“, wovon Jesus immer sprach.

Ich weiß nicht wie viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene bei Dir das Gottesreich geschnuppert haben. Eines ist gewiss: sie bekamen Perspektive für ihr Leben und bekommen es immer noch. Wie ein goldener Faden zieht sich dies durch alle Generationen dieser Stadt. Kein Wunder, dass Du heute so viele Gratulanten hast. Dass Du auf diese Weise Spuren hinterlassen hast, weit über die Grenzen dieser Stadt hinaus, brauche ich an dieser Stelle nicht zu wiederholen.

Von der alten Dame Landeskirche soll ich dich grüßen, von der ich nicht weiß, ob sie Deine Schwiegermutter oder die Großtante ist. Weil ich selbst dazu gehöre, hebe ich hervor, dass es sehr nette Tanten und noch nettere Schwiegermütter gibt.

Ich bleib jetzt mal beim Bild der Tante.

Dir lieber CVJM will ich attestieren, dass Du Dich dieser Tante gegenüber sehr loyal verhalten hast. Mehr noch, du hast ihr immer wieder Anlass gegeben, Mut zu entfalten und Neues anzufangen. An manchen Stellen ist auch tatsächlich Neues entstanden.  Ich gebe zu, nicht immer hat die Tante verstanden, was du gebracht hast. Umgekehrt hast Du ja auch nicht jeden Rat von ihr angenommen.

Tanten – und ihre Neffen ticken zuweilen unterschiedlich sie agieren selbstständig und das ist gut so. 

Manchmal leben nahe Tanten im Glauben, dass die fünf Euro, die sie ihren Neffen zuschieben ihr ganzes Glück wären. Wie wir alle wissen, bist Du mit Deinen 150 Jahren längst schon erwachsen geworden. Dein Betrieb ist gewachsen in all deinen Jahren und aus dem Taschengeldalter bist du raus. Umso mehr freuen wir uns mit Dir darüber, dass aus Wenigem sehr viel entstanden ist.  

So bleibt mein Wunsch für Dich, lieber CVJM, für nächsten 150 Jahre, dass du weiterhin ein Segen sein darfst für Kinder und Jugendliche.

Je mehr von ihnen durch Dein Haus gehen desto besser.

Auch wünsche ich der gesamten Verwandtschaft, dass Dein Verhältnis zur Tante mehr und mehr ein geschwisterliches auf Augenhöhe werden kann. Damit wir gemeinsam und fröhlich unterwegs bleiben hin zu den Menschen, die von Gott gesucht und gefunden werden.

Es grüßt Dich Dein Freund und Jugendpfarrer Uli Enderle